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Terminologie, Taxonomie, Ontologie – das Who’s who des Wissensmanagements

Im Sprachgebrauch von Sprachdienstleistern finden sich oft Begriffe, mit denen Laien wenig anfangen können – „Termbank“ ist da ein Beispiel genauso wie „Taxonomie“ oder „Ontologie“. Als professioneller Dienstleister ist es uns wichtig, Ihnen unsere Prozesse und Werkzeuge so zu erklären, dass Sie verstehen, wovon wir reden und worin der Vorteil für Sie liegt.

Die Abbildung von Wissen

Jeder Mensch ist früher oder später mit neuen Fachbereichen konfrontiert – ob Medizin, Gartenbau, Sport oder eben Technik. Jede Tätigkeit bringt ihre eigenen Termini mit sich – somit kann man sagen, dass jeder Fachbereich ein eigenes Wissensuniversum darstellt. Und dieses Wissen muss organisiert und für alle verständlich abgebildet werden. Welcher Terminus bedeutet was genau, in welcher Beziehung steht er mit anderen Termini, was meint er nicht? Beispiel: Wer mit Fotoapparaten arbeitet, muss wissen, dass es verschiedene Kameratypen gibt: Kleinbildkamera, Kompaktkamera, Mittelformatkamera etc. Dann gibt es die Modi manuell vs. automatisch; auch die Einstellungen zu Blende, Optik und Verschluss sind eigene Wissensgebiete. Um allerdings jederzeit die Vor- und Nachteile der einzelnen Optionen abwägen und die beste Lösung finden zu können, braucht es eine Gesamtübersicht über das jeweilige Fachgebiet. Nur so kann man die Kunden beraten und die Möglichkeiten der Technologie voll ausschöpfen. Die Beispiele illustrieren natürlich nur die Basics der Basics. Muss das Wissen mehreren inhomogenen Personengruppen zugänglich gemacht werden, sind unterschiedliche Zusatzinformationen notwendig. Eine Möglichkeit dafür ist, dieses Wissen in Terminologien, Taxonomien oder Ontologien abzulichten.

Terminologie/Termbank

Wenn Sie bereits mit text-it zusammenarbeiten, haben wir Ihnen sicher schon angeboten, eine Terminologie für Ihre Übersetzungsprojekte zu erstellen. Grundsätzlich ist eine Terminologie die Gesamtheit aller Begriffe und Benennungen (Termini) eines bestimmten Fachgebiets. Im Unterschied zu einem benennungsorientierten Wörterbuch ist die Terminologie begriffsorientiert aufgebaut.

An dieser Stelle lohnt sich ein kurzer Exkurs in die Sprachwissenschaft: Das „Semiotische Dreieck“ (Ogden/Richards, 1923) veranschaulicht, dass ein Zeichenträger (z. B. ein Wort) sich nicht direkt auf einen außersprachlichen Gegenstand bezieht, sondern dieser Bezug nur durch die Vorstellung (den Begriff) des Zuhörers zustande kommt. Dies bedeutet, dass ein Wort (eine Benennung) manchmal nicht ausreicht, um zu vermitteln, was man meint. Denken Sie an eine Linse. Eine Fotografin versteht darunter im ersten Moment etwas anderes als ein Koch. Zwei Personen haben also für ein Wort zwei verschiedene Konzepte. Das stellt den Terminologen vor die Herausforderung, zuerst festzulegen, um welche Art von Linse es sich handelt: Er muss das Konzept verstehen. Genau dies ist die Arbeit, an die man sich mit einer Terminologie macht – und die eine Terminologie ausmacht.

Die Verwaltung einer Terminologie erfolgt in Datenbanken (kurz: Termbank oder engl. termbase). In diesen Termbanken können den einzelnen Begriffen Definitionen und Eigenschaften zugewiesen werden – der Terminus erhält sozusagen Hintergrundinformationen. Bei der Erstellung von Texten und Übersetzungen unterstützt eine Termbank dabei, die Terminologie konsistent zu halten und die QA-Kontrolle zu automatisieren. Beispiel: In einem Übersetzungsprojekt kann man mit einer Terminologie festlegen, dass „Linse“ in einem Kochrezept mit „lentil“ und in einer Anleitung für einen Fotoapparat mit „lense“ übersetzt wird.

Taxonomie

Taxonomien geben die Kategorien wieder, mit denen ein Objekt beschrieben werden kann. Taxonomien bringen Konzepte in hierarchische Beziehungen und spezifizieren den für jedes Konzept zu benutzenden Terminus. Kurz: Taxonomien stellen ein Begriffssystem dar.

Ontologien

Was genau Taxonomien von Ontologien unterscheidet, bereitet sogar Profis manchmal Kopfzerbrechen. Grundsätzlich sind Ontologien eine Fortführung von Taxonomien und Terminologien, mit denen es möglich ist, Querverbindungen zwischen den Fachtermini über Klassen hinweg herzustellen und diese dann grafisch abzubilden (siehe unten). Eine Ontologie ist das Klassen- und Querverbindungssystem, das vorschreibt, wie eine neue Kategorie oder Entität kreiert wird und wie Eigenschaften eines Gegenstands festgelegt werden. Somit können einem Terminus verschiedene Zusatzinformationen – wie etwa technische, kulturelle und saisonale – zugewiesen werden. Eine Ontologie beschreibt die Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Dingen auf verschiedene Weise und stellt deren Nuancen dar.

Was dies für Sie bedeutet

Wie wollen Sie Ihr Wissensuniversum managen? Taxonomien sind mit reinen Klassifizierungen meist zu starr, Ontologien sehr aufwendig (vor allem in kleinen Unternehmen). Ganz unabhängig von Ihrer Unternehmensgröße sind Sie aber mit einer Terminologie immer gut beraten. Die konsistente Verwendung der Fachausdrücke wird nicht nur Ihre Kunden schätzen, sondern auch Ihnen die unternehmensinterne Kommunikation sehr erleichtern. Terminologien sind nachhaltig und universell einsetzbar – vor allem im Hinblick auf unterschiedliche Aufgaben. Geht es um Großprojekte, die mehrere Textsorten (Schilderbezeichnungen, Displaytexte, Technische Dokumentation) vereinen, ist es ratsam, in die Terminologiearbeit zu investieren, damit auch über verschiedene Textsorten und Abteilungen (!) hinweg die Sprache genauso bleibt, wie Sie sie brauchen. Sprechen Sie uns an – wir helfen Ihnen bei jeglichen Anliegen zu Terminologie gerne weiter.

Bei weiteren Fragen schicken Sie eine E-Mail an: tanja.feldhofer[at]text-it.at

Stand: 2020